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„Man kann im Leben alles schaffen” 

2.200 km, 30.000 Höhenmeter und zwei Tage, 16 Stunden und 20 Minuten – diese Zahlen hören sich heftig an und gehören zum Extrem-Radevent Race Around Austria (RAA) und zum SPORT STREICHER RACING TEAM. Dieses hat SPORT-2000-Bike-Profi-Händler Tom Streicher aus Timelkam gegründet. Gemeinsam mit Peter Huber, Mitarbeiter bei Bike Profi SPORT Rinnerthaler in Schalchen, David Zechleitner sowie Pepi Schick schaffte er bei der Ausgabe des „Race Around Austria” (RAA) im vergangenen Sommer Herausragendes: Das Amateur-Team belegte in der Mannschaftsklasse den zweiten Platz – geschlagen nur von den Profis vom Team Vorarlberg.

 

„Wir haben eine unglaubliche Leistung gezeigt beim RAA 2021 und sind mehr als zufrieden”, meint Teamgründer und Fahrer Tom Streicher und blickt immer wieder gerne auf den Sommer des vergangenen Jahres und die herausragende Performance zurück. Gemeinsam mit Peter Huber, David Zechleitner und Pepi Schick bildete er das Amateurteam SPORT STREICHER RACING TEAM. Die vier zeigten über die gesamte Distanz eine kontinuierlich starke Leistung und lagen schon frühzeitig deutlich vor ihrem eigenen Zeitplan. Aber alles Spannende zu ihrem Rennen sollen uns Tom und sein Teamkollege Peter selber erzählen. Wir haben mit ihnen über das Rennen, ihre Eindrücke, die Zielsetzung, ihr Team sowie ein klein wenig über die Zukunft gesprochen.

SPORT 2000: Lassen wir das Race-Around-Austria-Rennen 2021 noch einmal Revue passieren, was sind eure ersten Gedanken, wenn ihr daran zurückdenkt?

Tom: Einfach unfassbar, was man mit einer bunt zusammengewürfelten Mannschaft alles erreichen kann. Hier wird das Interesse des Teams ganz klar über das Eigeninteresse gestellt. Und das ist in so einer Extremsituation, bei welcher niemand weiß, wie der andere im Stress reagiert, wirklich unglaublich.

Peter: Ich war überwältigt. Bei diesem Rennen war alles dabei: wunderschöne Orte, zache Anstiege, richtig viel Gaudi und ein emotionaler Zieleinlauf, den ich nie wieder vergessen werde. Und Gott sei Dank erinnert man sich an die ganzen Schmerzen, Erschöpfungen und Probleme im Nachhinein eh nicht mehr so stark.

 

SPORT 2000: Wie ordnet ihr selber eure Leistung mit dem tollen 2. Platz ein?

Tom: Wir waren beim RAA 2021 die schnellste Amateurmannschaft und belegten Platz zwei hinter den Profis von Team Vorarlberg. Zudem war dies die fünftschnellste Zeit, die je von einer 4er-Mannschaft seit Beginn des RAA gefahren wurde. Somit sind wir mehr als zufrieden.

Peter: Wie Tom bereits gesagt hat, da darf man wirklich zufrieden sein. Es ist immer schwierig über Zeiten zu diskutieren, auch weil die Bedingungen immer anders sind und im letzten Jahr hatten wir sehr gute. Grundsätzlich kann man sagen, dass von der Organisation bis zum Teamgefüge alles perfekt funktioniert hat!

SPORT 2000: Mit welcher Zielsetzung seid ihr ins Rennen gegangen?

Tom: Unser oberstes Ziel war: wieder gesund heimzukommen. Auf einer Ultradistanz wie beim RAA kann sehr viel passieren. Wir sind ja nicht auf einer gesperrten Strecke gefahren, wie es bei den Profirennen normal ist, sondern auf normalen Straßen mit Verkehr und allem. Da wir uns alle monatelang akribisch auf dieses Rennen vorbereitet haben, gab es auch keine Ausreden mehr, im Rennen dann etwas langsamer zu machen.

 

SPORT 2000: Wie sah eure Taktik, euer Plan für das Rennen aus?

Tom: Wir haben das 4er-Team in zwei 2er-Teams aufgeteilt. Ein Team hatte vier Stunden „Ruhephase“ und das andere fuhr vier Stunden lang in zehn bis 20 Minuten Intervallen bis zum nächsten definierten Wechselpunkt. Das Team in der „Ruhephase“ wurde mittels Wohnmobil zum nächsten Wechselpunkt gebracht. Unser Plan war, dass wir unter 70 Stunden bleiben. Von einer Endzeit von zwei Tagen, 16 Stunden und 20 Minuten hätten wir uns nie zu träumen gewagt.

„Beim RAA wird das Interesse des Teams ganz klar über das Eigeninteresse gestellt. Und das ist in so einer Extremsituation, in der niemand weiß, wie der andere im Stress reagiert, wirklich unglaublich.”

SPORT 2000: Welche Etappe bzw. Abschnitte der Route sind euch am meisten im Kopf geblieben?

Tom: Das ist schwierig zu beschreiben, da jede Etappe einen gewissen Reiz mit sich brachte. Das Spezielle bei diesem Rennen ist ja, dass man – auch als Fahrer – Österreich von einer Seite kennenlernt, die man sonst niemals erleben würde. Was jedoch sicher am eindrucksvollsten war, war den Großglockner zum Sonnenaufgang bei absoluter Stille zu erklimmen.

Peter: Für mich war es die Silvretta-Etappe. Dazu eine kleine Vorgeschichte: Am Nachmittag hatte ich schwerste Magen-Darm-Probleme und mir war klar, wenn mein System nicht funktioniert und ich keine Nahrung mehr aufnehmen kann, wird’s schwierig. Unsere Masseurin hat mich dann aber wieder super hinbekommen und als ich übernahm, ging es bei Sonnenuntergang auf die Silvretta. So eine Kulisse hab ich noch nie erlebt. So nah liegen Licht und Schatten bei solch einem Rennen beieinander.

 

SPORT 2000: Gab es während eurem Rennen etwas sehr Spezielles (z. B. vom Wetter her oder intern bei euch im Team), das passiert ist?

Tom: Dieses Jahr war sicher die Stimmung im gesamten Team sehr speziell. Vor allem in unserer WhatsApp-Gruppe war einiges los, was da alles Lustiges geschrieben wurde – das darf man niemanden erzählen. Das Wetter war letztes Jahr absolut Spitze, da wir in keine Gewitter gekommen sind und auch die Windverhältnisse günstig waren.

SPORT 2000: Wie habt ihr euch zusammengefunden? Wie entstand die Idee, mit einem eigenen Team beim RAA mitzumachen?

Tom: Begonnen hat die Idee bereits 2020, als ich Fahrer im Team Frankenburg war und das RAA bestritten habe. Wir konnten mit dem hervorragenden 3. Platz finishen. Bereits damals waren Pepi Schick und David Zechleitner als Betreuer mit dabei. Da die Fahrer vom Team Frankenburg nicht mehr an den Start gehen wollten und es für mich klar war, dass ich nochmals teilnehmen möchte, entschloss ich kurzer Hand, das SPORT STREICHER RACING TEAM zu gründen. Peter Huber kenne ich schon sehr lange und ich hab seine Erfolge im Triathlon immer verfolgt. Ihn wollte ich unbedingt im Team haben und somit war das Quartett für 2021 fixiert: Peter, David, Pepi und ich.

Peter: Ich kenne Tom von seiner Zeit bei der SPORT-2000-Zentrale und der Kontakt ist auch danach geblieben, als er 2020 sein eigenes Geschäft eröffnet hat. Er ist ein schlauer Bursche und hat mich schon immer fasziniert. Und auch wie er in der Sportbranche seinen eigenen erfolgreichen Weg geht, finde ich beeindruckend. Umso mehr hat es mich gefreut, dass er an mich als Teamfahrer gedacht hat und ich Teil dieses Abenteuers sein durfte.

SPORT 2000: Habt ihr persönliche Rituale oder Motivationstaktiken? Und kam irgendwann während dem Rennen auch mal der Gedanke auf, aufzugeben und vom Rad zu steigen?

Tom: Kurz vor dem Rennen haben wir uns noch motivierende Worte gesagt und uns auf das Abenteuer eingeschworen. Den Gedanken, aufzugeben, gab es nie. Treu dem Motto: „Aufgeben tut man nur einen Brief.“

 

SPORT 2000: Was nimmt man von so einem Rennen, das man herausragend auf Platz zwei beendet hat, mit?

Tom: Das man alles im Leben schaffen kann, wenn man fest daran glaubt und sich ordentlich vorbereitet. Die Strecken bis zum Erfolg sind oft lange und scheinen manchmal unmöglich, da heißt es dranbleiben.

SPORT 2000: Wie viele Stunden trainiert ihr pro Woche in der Vorbereitung auf so ein Rennen? Wie viele davon am Rad und was macht ihr sonst? 

Tom: Die letzten Wochen vor dem Rennen hat jeder von uns 15 bis 20 Stunden pro Woche trainiert. Den Großteil davon sicher am Fahrrad und ergänzend kam hin und wieder etwas Lauf- und Krafttraining dazu.

Peter: Ich bin leidenschaftlicher Triathlet und trainiere ca. acht bis zwölf Stunden die Woche. Vorm RAA hab ich noch ein Trainingslager am Gardasee gemacht, um die nötige Rennhärte zu bekommen.

SPORT 2000: Wie kann man sich die organisatorische Vorbereitung auf das Rennen vorstellen? 

Tom: Viele sehen nur das Rennen, welches in der schnellsten Zeit gefinisht werden sollte. Aber die Organisation im Vorfeld, die bereits Mitte November losgeht, ist sicher zu 50 % für den Erfolg entscheidend. Diese beginnt mit der Zusammenstellung des Teams (Fahrer, Navigator, Physiotherapeuten, Wohnmobil-Crew etc.), geht über die Akquisition von Sponsoren bis zur akribischen Planung der Etappen und der zu fahrenden Intervalle.

 

SPORT 2000: Was ist euch beim Material wichtig? 

Tom: Wirklich entscheidend ist die körperliche Fitness jedes Fahrers. Das beste Material bringt dir nichts, wenn man nur halbherzig im Vorfeld trainiert. Jedoch fahren alle im Team Carbonräder mit Carbonlaufräder und elektronischen Schaltwerken.

„Wir haben gelernt, dass man im Leben alles schaffen kann, wenn man fest daran glaubt und sich ordentlich vorbereitet. Die Strecken bis zum Erfolg sind oft lange und scheinen manchmal unmöglich, da heißt es dranbleiben.”

SPORT 2000: Wie sah die Unterstützung von SPORT 2000 aus?

Tom: SPORT 2000 hat uns als Sponsor unterstützt. Denn neben dem enormen Trainingsaufwand wäre das RAA nicht ohne Sponsoren zu stemmen. Knapp 10.000 Euro benötigt man, wenn man hier mitfahren möchte.

SPORT 2000: Wer hat euch Fahrer bei diesem Rennen im Teamwagen begleitet und bei dem ganzen Unterfangen unterstützt?

Tom: Unser Team setzte sich aus folgenden Personen zusammen:

Johann Stallinger (Teamchef), Anton Hochrainer (Navigator), Franz Zechmeister (Fahrer Pacecar), Hubert Schausberger (Navigator Nachtauto), Rainer Eder (Fahrer Nachtauto & Entertainer), Reini Esterbauer (Fahrer Wohnmobil), Susi Lienecker (Massage & Verpflegung), Patricia Lienecker (Transfer Zell am See & Vorbereitung), Melanie Krepper (Massage & Verpflegung), Josef Huber (Fahrer Pacecar), Marion Karl (Transfer Zell am See & Vorbereitung), Lisi Stallinger (Transfer Zell am See, Nachschub & Verpflegung) und Armin Disslbacher (Navigator Pacecar). 

Bei allen möchte ich mich, möchten wir vier Fahrer uns noch einmal herzlich für ihre tatkräftige Unterstützung und ihren Einsatz bedanken. Ohne sie wäre dieser Erfolg mit dem zweiten Platz nie möglich gewesen. Sie alle haben einen unfassbar guten Job gemacht.

 

SPORT 2000: Wagen wir einen Blick in die Zukunft, was sind eure Pläne für 2022 – steht ihr beim RAA wieder am Start oder bei anderen Events?

Tom: Ja, 2022 werden wir wieder am Start stehen. Jedoch ohne David Zechleitner, da sich dieser für die Triathlon-Europameisterschaft qualifiziert hat, welche zur gleichen Zeit stattfindet. Für ihn kommt Reini Six ins Team, für den das RAA 2022 nach einem schweren Unfall sicher ganz speziell wird. Was andere Rennen betrifft, wird Reini zum Beispiel das Race Around Niederösterreich in Angriff nehmen. Wir als Team sind noch beim 5-Seen-Radmarathon Mondsee dabei sowie beim Granitmarathon (MTB) und beim King of the Lake am Attersee.

Peter: Letztes Jahr waren wir noch die Underdogs, die niemand kannte. Dieses Jahr möchten wir natürlich unsere Leistung bestätigen und wenn es geht, noch eins drauflegen. Ich wünsche mir wieder eine super Teamleistung von den Fahrern und natürlich auch vom Betreuerstab, die schon 2021 eine sensationelle Leistung abgerufen haben. Was am Ende herausschaut, ist aber immer auch davon abhängig, was die anderen Teams leisten.

 

Tom Streicher (34 Jahre)

Beruf: Sportartikelhändler – SPORT Streicher
Hobbys: Rennradfahren, Mountainbiken, Skitouring, Laufen
Lebensmotto: Sei nicht so, wie andere dich gerne hätten. Sei so, wie du bist. Dann werden deine Träume Wirklichkeit.
Sportliche Erfolge: Salzkammergut Trophy, King of the Lake, Race Around Austria, Halbmarathon Linz

Peter Huber (33 Jahre)

Beruf: Sportartikelverkäufer – SPORT Rinnerthaler
Hobbies: Triathlon, Rennradfahren, Skitouring
Lebensmotto: folgt noch
Sportliche Leistungen: Vierfacher Sieger eines Triathlons, zweifacher Salzburger Landesmeister im Sprint und einmal Landesmeister Kurzdistanz, Siege bei Volksläufen, Race Around Austria

Pepi Schick (38 Jahre)

Beruf: Technischer Angestellter
Hobbys: Rennradfahren, Trailrunning, Skitouring
Lebensmotto: Niemals stehen bleiben, immer weiter.
Sportliche Leistungen: Mountain Attack, TDS Chamonix, Race Around Austria, King of the Lake, Traunsee-Bergmarathon

David Zechleitner (29 Jahre)

Beruf: Physiotherapeut
Hobbys: Triathlon, Laufen, Rennradfahren
Lebensmotto: folgt
Sportliche Leistungen: Race Around Austria, King of the Lake, etliche Triathlons

 

Extrem, extremer – das Race Around Austria

Einmal rund um Österreich geht es bei der Extremsport-Veranstaltung Race Around Austria (RAA). Genauer gesagt 2.200 km. Das längste Einzelzeitfahren Europas und Qualifikationsrennen für das legendäre Race Across America. Die Strecke mit knapp 30.000 Höhenmetern führt entlang der grenznahen Straßen und es gibt keine konkreten Etappen, einzig und allein die Zeit zählt. Die Teilnehmer fahren durch das Weinviertel, über die steirische Weinstraße, den Großglockner, durch diverse Alpentäler sowie über den Dientner Sattel. Dabei sind die Straßen für den öffentlichen Verkehr nicht gesperrt und die Teilnehmer müssen sich an die Straßenverkehrsordnung halten.

Weitere Facts:

Start- & Zielort: St. Georgen im Attergau
Premiere: 2009
Weitere RAA-Streckenvarianten: Die „Light”-Version ist „nur” 1.500 km lang und hat „nur” 17.500 Höhenmeter zu bewältigen. Diese kürzere Strecke kommt ohne den Westteil der Route aus, damit fallen einige schwierige Alpenpässe weg, aber der Großglockner bleibt dabei. Bei der Team-Challenge teilen sich zwei oder vier Athleten die Strecke individuell auf. Die RAA-Challenge führt einmal rund um Oberösterreich und die Streckenlänge beträgt 553 bis 560 km mit ca. 6.500 Höhenmetern.

Weitere „Race-Around”-Radrennen:

  • Race Around Ireland, seit 2009
  • Race Around Slovenia, seit 2011
  • Race Around Denmark, seit 2017 
  • Race Around Niederösterreich, seit 2019
  • Race Across America (RAAM), seit 1982

 

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